Standpunkte und Fakten

Ein Gewerbegebiet in einem Teil des Muna-Waldes?

Eine kurze Vorbemerkung zur Größe des ehemaligen Munitionsdepot Schier­ling­-­Lang­quaid (MUNA) und des im Muna-Wald geplanten Gewerbegebiets:

Gesamtfläche: 176 ha = 1,76 Millionen m2

134 ha = 1,34 Millionen m2 bleibt Wald. Die Autobahndirektion Süd­bay­ern will diesen Teil als ökologische Aus­­gleichs­fläche nutzen, den Wald er­hal­ten und sogar als Biotop auf­wer­ten.

17 ha = 170.000 m2 wollen die Bürgermeister in ein Gewerbe­ge­biet umwandeln. Das entspricht 1/10 der Fläche der Muna und einer Größe von mehr als 20 Fußballfeldern. Mehr als 90% die­ser Fläche sind bewaldet, nicht einmal 10% sind Gebäude, die zum größten Teil sehr alt sind.    

25 ha = 250.000 m2 liegen auf dem Gemeindegebiet von Schierling. Der Schierlinger Bürgermeister Chris­ti­an Kiendl hat bisher zugesagt, diesen Teil des Muna-Waldes als Ausgleichsfläche nutzen, dort also den Wald belassen.

Standpunkte und Fakten

Im Folgenden finden Sie Fakten und Standpunkte zu diesem Vorhaben. Zu den Aussagen der Verantwortlichen finden Sie die entsprechenden Quellenangaben.

BÜRGERMEISTER KIENDL am 18.2.2021 (Quelle 1): „Ja, liebe Mit­bür­ger­in­nen und Mitbürger, nur 1/10 der Fläche ist von uns für ein Gewerbegebiet an­gedacht.“

WIR MEINEN: auch 1/10 der gesamten Muna bleibt mit 170.000 m² ein gro­ßes Gebiet. Vergleicht man dies z.B. mit Baugebieten die erschlossen werden, würde doch keiner sagen, ein Baugebiet von 170.000 m² wäre nicht nennens­wert. 

Warum ein Gewerbegebiet mitten im Wald?

„Die bebaute Fläche (macht) nur zehn Prozent von den potenziellen 17 Hektar Gewerbegebiet aus … eine Zahl …, die auch Bürgermeister Blascheck nennt.“ MZ vom 15.2.2021 (Quelle 2)

Die als Gewerbegebiet geplante Fläche ist zu 90%, und damit zum aller­größ­ten Teil, bewaldet.

„Für Wald (gilt) … der Grundsatz des freien Betretungsrechts der Natur, deshalb ist der Wald – ohne dass eine Planung darauf gelegt wird – an Mensch und Natur zurückgegeben mit Ausnahme der kleinen Gebäude- und Infrastrukturbestände.“  (Herr Eichinger, Landratsamt Regensburg, Fachstellen-Sondierungstermin zur Zukunft der Muna, 2011)

BÜRGERMEISTER BLASCHECK (Quelle 2): Für 17 Hektar „… gibt es Überlegungen für eine gewerbliche Nutzung“, bestätigt Herbert Blascheck, aber nicht „klassisch“ mit Autozulieferern oder ähnlichem. Er könne sich vielmehr beispielsweise „einen Innovations-, Forschungs- und Gründerpark, zum Beispiel zu Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz“ vorstellen.

WIR MEINEN: „Gegen den Klimawandel wird uns das geplante Gewerbegebiet nicht helfen. Ein intakter Muna-Wald hingegen trägt nicht nur als CO2 Speicher zur Bekämpfung des Klimawandels bei.“ (Rechtsanwalt Dr. Manthey, 16.12.2020, Quelle 3)
Auch kann man diesen wertvollen alten Wald nicht einfach durch Neu­auf­fors­tun­gen kompensieren.

Bedeutung von Klima- und Umweltschutz?

BÜRGERMEISTER KIENDL am 18.2.2021 (Quelle1): „… zur Bewahrung der Schöpfung gehört selbstverständlich ein sorgsamer und behutsamer, wertschätzender Umgang mit unserer Natur. Sie alle … können sicher sein, dass wir auch in der Schierlinger Kommunalpolitik diesen großen Auftrag sehr bewusst wahrnehmen … Wenn der Eindruck, sehr geehrte Damen und Herren, entstanden sein sollte, dass Schierling und Langquaid gemeinsam die Muna roden wollen, dann darf ich Ihnen versichern, das stimmt einfach nicht … Selbstverständlich bleibt der Muna-Wald erhalten, vielleicht sogar in einer besseren Qualität als derzeit. Auch wenn etwa 1/10 der Fläche als Gewerbegebiet genutzt werden soll. Ja, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, nur 1/10 der Fläche ist von uns für ein Gewerbegebiet angedacht. Eines im Grünen, das möglicherweise Arbeitsplätze hervorbringt für Entwicklung und Forschung, wo kreative Menschen ihre Ruhe brauchen. Sollen wir diese Chance einfach so vorübergehen lassen? Haben wir wirklich genug von Arbeitsplätzen? Ist es nicht bedenkenswert, unseren Kindern und Kindeskindern die Möglichkeit zu hinterlassen, auch hochwertige Arbeitsplätze wohnortnah zu haben? Ich meine, schon. Und dass immer wieder da und dort Wald eingeschlagen und anderswo neu gepflanzt wird, das zeigen auch unsere Aktivitäten im Kommunalunternehmen. Denn der Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens hat zum Beispiel schon vor Monaten beschlossen, dass ein Grundstück mit rund 6.000 Quadratmetern aufgeforstet wird.

FAKT IST: Alter Wald ist wichtig, weil alte Wälder viel mehr CO2 und Feuch­tig­keit (speichern). (Sie) sind artenreicher und resilienter. Neu aufgeforstete Wäl­der brauchen über hundert Jahre, ehe sie auch nur annähernd so etwas leisten können. (Jana Ballenthien, Robin Wood, im Interview mit der taz, 7.7.2019, https://taz.de/Waldexpertin-ueber-neue-Klimastudie/!5609689/)

WIR MEINEN: Es wäre sinnvoller und ein echter Beitrag gegen den Kli­­mawandel, die schon seit Jahrzehnten bestehende, unberührte Natur komplett bestehen zu lassen? Wieso soll in Waldflächen, die bereits natürlich gewachsen sind und damit bereits einen wertvollen Bei­­trag zum ökologischen Gleichgewicht leisten, eingegriffen wer­den und wie sollen diese durch Neuaufforstungen „ausgeglichen“ werden?

Soll das eine gute Nachricht sein, dass es nicht stimmt, „dass Schierling und Langquaid gemeinsam die Muna roden wollen“? Wenn die geplanten 17 ha Muna-Wald zum Gewerbegebiet werden, dann wird auf einer Fläche von mehr als 20 Fußballfeldern großflächig gerodet werden, weil eine komplett neue Infrastruktur nötig ist und vermutlich auch neue Gebäude entstehen werden.

Warum können hochwertige Arbeitsplätze nicht außerhalb eines Waldgebiets entstehen? Wäre der bestehende Wald nicht Teil des ehemaligen Munitionsdepots, sondern ein freier Wald, könnte Gewerbe dort nicht geplant werden.

Für „kleinere Gewerke“, also die Nutzung einzelner Häuser oder Schuppen,  muss man im Flächennutzenplan übrigens nicht 17 Hektar als Gewerbegebiet umschreiben lassen. Schon jetzt gibt es Pachtverträge für Bastler oder kleinere Handwerksbetriebe auf dem Gelände der Muna. Aber sobald man 17 Hektar als Gewerbegebiet ausweist, entsteht auch das Recht, großflächig und ohne Sondergenehmigung zu roden. Was mit dem Waldgebiet nach einem Verkauf dieser Fläche geschieht, ist völlig offen und die Bürgerinnen und Bürger sind dann komplett im Unklaren. Ein Gewerbegebiet im Wald weckt außerdem Begehrlichkeiten. Wer verhindert dann, dass sich das Gewerbegebiet in immer größere Stücke des Waldes hineinfrisst, wenn der Anfang einmal gemacht ist?

Wald abholzen, weil „kreative Menschen ihre Ruhe brauchen“? Gerade kreative Menschen finden, nutzen und konzipieren auch kreative Arbeitsplatzlösungen. Dabei scheint es nicht erforderlich, dass kreative Menschen in großen Gewerbehallen tätig sind. Ein heimatnaher Arbeitsplatz ist sicher für Viele wünschenswert, jedoch muss dieser doch nicht zwangsweise in einem Waldgebiet geschaffen werden. Man könnte überlegen, leerstehende Gebäude oder bestehende Industriebrachen wieder nutzbar zu machen. Gerade kreative Köpfe könnten hier durch neue und innovative Arbeitsplatzkonzepte mit in die Entwicklung und Findung einbezogen werden.

Wem gehören eigentlich die umstrittenen 17 h?

Die gesamte Fläche des ehemaligen Munitionsdepots gehört derzeit noch der Bundesrepublik Deutschland und wird von der Bundesanstalt für Im­mo­bi­li­en­auf­ga­ben (Bima) verwaltet. Für den Teil der Muna, der auf Schierlinger oder Lang­quaider Gemeindegebiet liegt, hat die jeweilige Gemeinde das Vor­kaufs­recht.

Quellenangaben:

(1) Bürgermeister Christian Kindl, Bürgerversammlung am 18.2.2021, Internet,
Einleitung 06:16 – 10:04
https://www.youtube.com/watch?v=M3dxYJsy1QM

(2) Martina Hutzler, MZ, 15.2.2021: „Muss Wald für Gewerbegebiet weichen? – Naturschützer warnen vor Schierlinger und Langquaider Plänen für ein Gewerbegebiet im Wald. So reagieren die Bürgermeister.“
https://www.mittelbayerische.de/region/kelheim-nachrichten/muss-wald-fuer-gewerbegebiet-weichen-21029-art1980420.html

(3) Rechtsanwalt Dr. Manthey, zitiert in: Rainer Wendl, Rundschau vom 16. Dezember 2020: „Wieso nicht wie in Sünching? Die Freunde des Muna-Walds befürchten einen baldigen Startschuss für ein Gewerbegebiet.“
https://freunde-muna-wald-schierling-langquaid.de/wp-content/uploads/2020/12/Rundschau-20201216.pdf

Hier finden Sie den Bericht im PDF-Format:

https://freunde-muna-wald-schierling-langquaid.de/wp-content/uploads/2021/03/Standpunkte-und-Fakten.pdf